Dienstag, 11. Oktober 2016

Wiedergeboren: doch noch immer ganz der Alte...

Cast Away: Mark Dörner ist verschollen...

Da war kein Facebook-Post von mir seit dem 25.März – manch einer hat mich schon für tot erklärt. Viele haben sich Sorgen gemacht. Der eine oder andere vielleicht sogar gehofft das ich wirklich tot bin. Zwischendurch war es auch fast so weit!

Aber Spaß beiseite, da ich konsequent den „Medienhype“ abgestellt hatte, habe ich selbst erst sämtliche FB-Nachrichten im Oktober gelesen und beantwortet – viele Menschen sorgten sich wirklich! Sorry das wollte ich nicht, ich habe einfach mal was komplett anderes gemacht – ziemlich spontan und ziemlich geil...gehen wir ins Detail:

Nach 13 Jahren - jetzt ist SIE dran!

Meine Freundin träumte schon immer davon die Welt zu bereisen und ich hatte ihr eines versprochen: wenn sie den Arsch in der Hose hat und wirklich durchzieht: ihren Job kündigt und sich auf den Weg macht, dann bin ich dabei! Natürlich habe ich nicht wirklich daran geglaubt das sie es machen wird. Wer macht das schon? Aber sie hat! Mutig! Und für mich gab es keine Ausreden...was für ein Teufelsweib!

Gemeinsam wollten wir neue Wege gehen...


Weg vom Egotrip hin zum Weltenbummler

In den letzten 13 Jahren unserer Beziehung drehte sich sehr viel um mich und meine Projekte: mehr oder weniger erfolgreiche Band(s) die echte Zeitfresser waren und natürlich das Angeln: mein „Hobby“ das mehr Zeit kostet als man eigentlich aufbringen kann und schließlich komplett zum Lifestyle wurde. Es diktiert seit 12 Jahren mein Leben. Das sollte sich nun ändern: Also hieß es Angelsachen wegpacken und Rucksack packen!

Es war an der Zeit für andere Perspektiven...


Das unmögliche geschafft

Seit Carpzilla an den Start ging bliebt schließlich nicht einmal mehr Zeit für meine große Leidenschaft, die Musik. Ich musste meiner erfolgreichen Band, in die ich 4 Jahre Zeit und Herzblut investiert hatte - und die auf dem aufsteigenden Ast war, den Rücken zu kehren. Ich musste Prioritäten setzen. Die Priorität lag auf Carpzilla!

Im Tunnel

Die Zeit verflog – fast vier Jahre sind seitdem vergangen und der Zilla war sehr gefräßig und ist rasant gewachsen: Eine Website die bis heute mehr und mehr Besucher verzeichnet: bis zu 87.000Besuche im Monat von bis zu 38.000 eindeutigen Besuchern – das ist eine beachtliche Zahl und spricht dafür, was Carpzilla geworden ist: mehr als ein „Newsportal“ es ist Dreh- und Angelpunkt eines Lifestyles, den wir uns auf die Flagge geschrieben haben und für den wir hinter den Kulissen alles tun:

Bis Dezember 2016 werden wir mit 5 (!) Büchern und 7 DVD’s (Carpzilla TV+meine Filme), einer eigener Kleidungsserie, 2 großen Kino-Touren und dem Tagesaktuellen Newsportal etwas geschaffen haben, das Niemand so schnell nachmachen kann. Nicht einmal eine Hand voll Leute hat sich in vier Jahren daran fast totgearbeitet – und es gar nicht gemerkt! Denn als Arbeit haben wir es selten empfunden. Das kann schnell gefährlich werden....

Wer hoch hinaus will, muss auch mal Pause machen - und das Erreichte genießen. 

Das Privatleben bleibt auf der Strecke

Das meine Freundin all das mitgemacht hat und was sie dabei zurück stecken musste ist eigentlich unglaublich. Insofern gab es für mich kein entkommen, ich musste mein Versprechen einlösen. Koste es was es wolle. Ich habe meinen gesamten Workflow so umgestellt, dass ich von überall aus arbeiten kann, so lange ich meinen Laptop und meine Festplatte dabei habe. Naja – und natürlich Internet!
Viel war dazu eigentlich nicht nötig, denn ich hatte schon zuvor öfter mal eine Zeit lang vom Wasser gearbeitet. Das sollte jetzt nicht groß anders werden, nur das ich ab sofort nicht nur ein paar, sondern gleich tausende von Kilometern weit weg von zu Hause sein würde. Etwas mulmig war mir dabei schon zu Mute! Aber schließlich fand ich überall Internet. Kaum zu glauben – es gibt fast in jedem Winkel unserer Erde Internet!

Etappe1: 4 Monate in Südamerika

Es konnte losgehen, meine Freundin und ich starteten unseren Trip. Im September letzten Jahres fiel der Startschuss: Peru&Bolivien, Ecuador, Panama und Costa Rica waren unsere Stationen. Japp, deswegen traf man mich auch zum ersten mal seit bestehen der Messe nicht in Wallau an – ich war am anderen Ende der Welt. Unsere Reise unterbrach ich für die Messen Zwolle, Berlin und natürlich die dazwischen liegende Kino-Tour, die ich komplett von unterwegs organisiert hatte.
Ich hatte also stets die Arbeit im Schlepptau und es war für beide Seiten nicht wirklich befriedigend. Meine Freundin wollte Ausflüge machen, ich musste Abschlüsse machen. Meine Arbeit im Paradies zu erledigen fiel mir schwerer als zu Hause im Büro oder am Wasser. Dennoch zog ich durch. Meine Freundin bewunderte meine Disziplin doch verfluchte sie gleichzeitig. Verständlich. Also wollte ich zum zweiten Teil der Reise etwas ändern. Denn wenn ich arbeitete fühlte ich mich wie zu Hause. Ich war wieder im Tunnel. Bekam gar nicht mit was um mich herum geschah.

Arbeiten konnte ich von überall - Segen und Fluch zugleich.


Etappe2: 5 Monate Zentralamerika, USA und Indonesien

Nicaragua, El Salvador, Guatemala, Belize, Mexico, Kuba, Curacao,  Miami, Bali&Lombok
Es stand einiges auf dem Reise-Plan. Für den zweiten Teil der Reise nahm ich mir also ganz gezielt weniger Arbeit vor und entzog mich komplett dem „Sozialen-Medienwahn“. Nur die allerwichtigsten geschäftlichen E-Mails wurden beantwortet und hin und wieder gab es Meetings per Skype. Das war eine komplett neue Erfahrung für mich – seit ich mich 2010 mit Dark Mörner Productions und 2013 zusätzlich mit Carpzilla verselbstständigt hatte gab es quasi keinen Tag ohne Arbeit. Wochentage, Wochenenden, Feiertage usw. hatten keinen Wert – jeder Tag war Arbeitstag: nicht nur einmal stand ich vorm verschlossenen Supermarkt und verstand die Welt nicht mehr – bis es mir dämmerte, heute ist ja Sonntag/Feiertag!

Wie ein Drogensüchtiger auf Entzug...

Runter fahren viel mir am Anfang extrem schwer. Ich hatte Schweißausbrüche, war hibbelig, konnte nicht schlafen usw., ich war wie ein Drogensüchtiger auf Entzug! Nur noch einmal kurz E-Mails checken oder Facebook scrollen: um sicher zu gehen dass die Welt nicht untergegangen ist...
Bevor Gerüchte aufkommen: ich war nicht ausgebrannt! Ich war das Gegenteil. Ich stand in Brand! Ich war einfach seit Jahren unter Dauerstrom und den abzustellen fällt nicht leicht – probiert’s doch mal. Probiert mal zwei Tage am Stück NICHTS zu machen oder sogar eine Woche. Klingt traumhaft...klingt anstrengend: Keine Pläne schmieden, nichts aufräumen - auch nicht digital, nicht produktiv sein, kein Facebook checken usw. nur runter fahren und zu euch kommen, durch die Gegend gucken. Vielleicht ein Buch lesen, faulenzen – ich bin gespannt wer’s schafft... ;). Die Meisten werden sehr gut rational begründete Ausreden finden warum sie es nicht können oder dürfen...Fakt ist: die Welt geht dadurch NICHT unter - sie bleibt wie sie ist. Das habe ich gelernt.

Es wurde Zeit über meinen Schatten zu springen...

Ein neuer Mensch: Ganz ich selbst.

Diese Erfahrung war schockierend, doch eröffnete zugleich einen neuen Horizont: das Leben das ich in den letzten Jahren geführt hatte war kein gesundes! Ich war ein Computer mit vollem Arbeitsspeicher. Irgendwie hängengeblieben. Ich begann einige Dinge zu verändern. Meine Ernährung, meinen Tagesrhythmus und sehr viele Ansichten was meinen tagtäglichen Konsum angeht: medial, materiell, Essen+Trinken usw. Mehr und mehr fand ich wieder zu mir selbst und zu der Person die ich im innersten Kern bin.

Das Faible für große Fische bleibt - die Ansicht ändert sich...


Mag ich das Karpfenangeln noch?

Dabei musste ich mir natürlich auch die Frage stellen, ob ich das Karpfenangeln noch so gern hatte wie früher und ob ich daran festhalten wollte. Und glaubt mir: ich war und bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich so ehrlich zu mir selber bin, dass ich alles hinwerfen würde, wenn ich das Gefühl habe das es nicht mehr zu mir passt! Ich bin so authentisch wie nie zuvor. Und eines wurde mir in den letzten 9 Monaten besonders klar: (man somit kann fast von einer Wiedergeburt sprechen...)

ANGELN IST MEIN LEBEN.

Das Karpfenangeln hat mich in den letzten 12Jahren extrem stark geprägt, so wie mich der Angelsport prägte seit ich denken kann. Und ohne Angeln kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Ich habe dem Angeln viel zu verdanken, es hat mich als feste Konstante in meinem Leben zu dem Menschen geformt der ich bin. Karpfenangeln ist ein Teil von mir, so wie ich mittlerweile ein Teil des Karpfenangelns bin. Das habe ich nicht zuletzt anhand der vielen und ernsten „Vermisstenmeldungen“ auf Facebook ganz klar erkannt.


Beim Tarponangeln war ich  ein blutiger Anfänger - das war spannend!


KEEP THE SPIRIT - gilt heute mehr denn je!

Dennoch wird sich bei mir einiges verändern. Ich werde mein privates Angeln verändern und nur noch geilen Scheiß machen der wirklich Spirit hat. Ich habe keinen Bock mich beim Angeln ärger zu müssen, ich habe keine Lust regelrechte Kriege um (Futter-)Plätze zu führen, auf Lästereien und Scherereien am Wasser auf Diskussionen über Gewichte, Brennweiten und Zahlen. Das alles hat für mich beim Angeln nichts verloren. Egal was ich davor vielleicht mal irgendwann irgendwo gesagt oder geschrieben habe: Alles das sind Einflüsse einer Gesellschaft die ich in ihren Grundfesten verachte und der ich nichts abgewinnen kann. Einer verblendeten Leistungsgesellschaft, der nie etwas genug ist und die sich allmählich selbst verzehrt. Haarspalterei – Pfui!

Die Fischgröße steht hinter dem Erlebnis. Diese Ansicht hat sich noch mehr gefestigt! 


Für meine Arbeit bei Carpzilla bedeutet das natürlich Kompromisse. Wir arbeiten mit Partnern aus der Industrie zusammen und mit vielen anderen Menschen, die viele verschiedene Meinungen haben. Das respektiere ich. Und ich respektiere es auch generell, wenn Leute das Karpfenangeln ganz anders betrachten als ich. Ich verurteile Niemanden – jeder soll machen wie er meint. Solange das wohl des Fisches und der Natur dabei geachtet wird ist’s für mich ok! Das Karpfenangeln hat viele Facetten. Carpzilla steht für umfassende Berichterstattung. Das wird auch so bleiben – und dafür müssen wir alle diese Facetten beleuchten.

Love Nature, Love Living, Love Fishing - gilt heute mehr denn je!



Für mich persönlich stehen jedoch Dinge wie Freiheit, Abenteuer, Liebe zur Natur, zum Leben und zum Angeln heute noch mehr im Vordergrund als bisher schon! Alles was dem widerspricht wird aus meinem Privatleben, aus meinem Lifestyle, gelöscht.

Angeln hat ganz viele verschiedene Facetten - jeder kann frei wählen! 

Eine Neue Liebe ist wie ein neues Leben...

Eine Sache will ich euch nicht verschweigen – vielleicht kommt ihr ja auch mal dazu es auszuprobieren. Ich habe mich neu verliebt – und meine Freundin ist damit auch voll und ganz einverstanden: ich bin voll aufm Surfen hängen geblieben. Japp genau – Wellenreiten. Ja, richtig: große, heftige, totbringende Wellen! Einmal bin ich dabei schon fast ertrunken - draußen im tiefen Meer (Dies ist der Bezug zum Anfang - "einmal war es fast so weit")!
Fischfutter für Haie! Nervenkitzel, Anstrengung, Adrenalin - Freiheit! Leidenschaft!

Selten hat mich etwas so gepackt wie dieser Sport. Es hat viel mit dem Angeln gemeinsam: die Liebe zur Natur und die Abhängigkeit von ihren Launen: Das Wetter muss passen, die Bedingungen stimmen und man muss die richtigen Entscheidungen treffen, braucht Bauchgefühl. Die größte parallele: Man muss das Wasser lesen lernen. Man braucht Watercraft!
Und trotz der großen Herausforderung ist sich der Sport selbst genug: perfekte Sonnen-auf und –untergänge und immer draußen sein, egal wie’s läuft! Und – nur wer am Ball bleibt wird langfristig erfolgreich sein. Deswegen werde ich in Zukunft auch zusehen, diese neue Liebe nicht zu lange warten zu lassen. Da wird der eine oder andere private Angeltrip wohl einer Reise zum Meer weichen müssen – das ist die wohl größte charakterliche Veränderung, die ich durchgemacht habe. Doch die Abwechslung tut gut!

Das Surfen hat in meinem Leben ein neues Feuer entfacht. 


Für Carpzilla gilt: volle Kraft voraus!

Aber keine Sorge, Carpzilla und meine Arbeit hinter den Kulissen wird darunter nicht leiden. Es sind wieder viele krasse Sachen in der Pipeline und weitere fette Projekte geplant. Auf den Messen in Wallau, Zwolle und Berlin erwarten euch heiße Releases, die es allesamt in sich haben. Wir haben uns personell erweitert und bauen jetzt sogar ein ganz eigenes Angel-Team auf. Unsere konkrete Projektplanung reicht mittlerweile schon bis zur nächsten Messesaison und es geht steil, ja – es geht sehr steil!!!
Ich will hier nicht alles Pulver verblasen, über Carpzilla werdet ihr schon in diesen Tagen mit mehr und mehr Häppchen gefüttert und das wird so schnell auch nicht mehr abreißen....

Forever Zilla. Die Zilla Wear habe ich um die halbe Welt getragen - sie kam überall gut an! Wir werden sie bald ausbauen.


Fazit:

Abschließend ist zu sagen die Pause hat sich richtig gelohnt! Ich habe viele neue Sachen, Orte, Menschen, Kulturen, Meinungen und Lebensweisen kennengelernt. Viele neue Impulse gesammelt und weit über den eigenen Tellerand geblickt.
Letztendlich bin ich aber zurück gekommen, dahin wo ich hin gehöre – und zwar infolge einer ganz bewussten Entscheidung, der ernste Zweifel voraus gingen.  

Und ich komme nicht mit leeren Händen, sondern mit tausend neuen Ideen und so motiviert wie seit 5 Jahren nicht mehr! Ganz so wie man mich kennt.


Ich bin jetzt ein anderer und doch noch immer ganz der Alte...eben noch mehr ich selbst.


Man kann die Wellen nicht stoppen - aber man kann lernen sie zu reiten. 
Mark.